Am 1. Februar dieses Jahres schloss Jonas Gerhard (*1980 in Soest) an der Kunstakademie Düsseldorf sein Studium der Fotografie bei Thomas Ruff und Christopher Williams ab. Im Rahmen des Peter Mertes Stipendiums, das sich an den künstlerischen Nachwuchs aus dem Rheinland richtet, erhält der 29-Jährige erstmals die Gelegenheit, seine Arbeit in einer institutionellen Einzelausstellung zu zeigen. Gerhard hat sich in seiner Arbeit dem Forschen nach formalen und ästhetischen Phänomenen in der Dingwelt verschrieben. Im Zentrum seines Interesses steht dabei das Erfassen des Sichtbaren hinsichtlich formaler Ordnungen. Einer chemischen Analyse gleich, filtert und ordnet Gerhard einzelne Ingredienzen der wahrnehmbaren Bildwelt heraus und stellt die so veränderte Bildkonsistenz erneut zur Diskussion. Die Annäherung an ein Motiv kann dabei auf ganz unterschiedliche Weise stattfinden: Während einige Aufnahmen aus einer Situation heraus intuitiv passieren (Paradise, 2009), sucht Gerhard vor allem in den neueren Arbeiten (z.B. Papierkorb #1 (schwarz), Moka Express #1 (gebraucht)) nach einer geeigneten Strategie, um einen Bestandteil der visuellen Realität in fotografisches Material zu extrahieren. Unter Anwendung digitaltechnischer Verfahren, wie zum Beispiel der Ausschnittvergrößerung, Invertierung oder Ausblendung, aber auch digitaler Handwerkszeuge gängiger Bildbearbeitungsprogramme, gelingt es Jonas Gerhard, auch bereits existierenden Aufnahmen Informationen zu entlocken, die vor seinem Verfahren verdeckt oder dominiert wurden. Gerhard paart rationales Vorgehen mit experimentellem Entdeckergeist. Und ohne das eigentliche Vorgehen dezidiert preiszugeben, lässt er den Betracher den Moment der Überraschung und er unerwarteten Entdeckung in seinen Arbeiten miterleben. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.