David Medalla: Parables of Friendship – Museion, Bozen
9. April – 14. September 2022
Eröffnung: 08. April 2022, 18:30 Uhr
Der Bonner Kunstverein und das Museion präsentieren David Medalla: Parables of Friendship, die erste umfassende Werkschau des Künstlers in Europa. Diese groß angelegte, zweiteilige Ausstellung rückt Medallas vielschichtiges avantgardistisches Vermächtnis in den Vordergrund und reflektiert über den Geist, das Ethos, die Energie und die Radikalität seines Werks. Die Ausstellung, deren Planungen noch zu Medallas Lebzeiten begannen, wurde nach dem verfrühten Tod des Künstlers im Dezember 2020 in enger Zusammenarbeit mit dem Archiv von David Medalla / another vacant space in Berlin realisiert. Die Ausstellung Parables of Friendship, die die über sieben Jahrzehnte andauernde Karriere des Künstlers überspannt, präsentiert ein Werk, das Zeichnungen, Gemälde, Collagen, Skulpturen, Neonarbeiten, kinetische Kunst, Performances und partizipatorische Kunst umfasst. Neben Leihgaben und neuen Auftragswerken stützt sich die Ausstellung auf Medallas umfangreiches Archiv. Viele fragile und bislang nie gezeigte Arbeiten wurden für diese Ausstellung restauriert und werden nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt; ausgehend von der Bedeutung und der Aktualität von Medallas Praxis für die heutige Zeit stellt Parables of Friendship Verbindungen zwischen den historischen Linien und dem Vermächtnis seiner Arbeitsweise her. Medalla, der stark von der europäischen Kunst und Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts beeinflusst war, reiste 1960 von den Philippinen nach Europa und begründete in seiner ersten Station Marseille seine peripatetische Praxis. Im London der 1960er Jahre war Medalla an der kurzlebigen, aber wegweisenden und einflussreichen Signals Galerie (1962–64) beteiligt; Mitglied des experimentellen Performancekollektivs The Exploding Galaxy (1967–68); sowie Vorsitzender der politisch engagierten Gruppe Artists for Democracy (1974–77). Später rief Medalla zusammen mit dem Künstler Adam Nankervis den Mondrian Fan Club (1994) sowie die London Biennale (2000) ins Leben – auch hier bewies sich die Bedeutung von Zusammenarbeit und Austausch für Medallas Praxis. Diese Momente des intensiven Dialogs waren Impulsgeber für seine auf vielfältige Weise verflochtene Vision. Seine Arbeit ist durch Offenheit und Freiheit des Ausdrucks gekennzeichnet, und seine Herangehensweise und sein – künstlerisches wie politisches – Ethos basieren auf der Möglichkeit des Austauschs, der zum Engagement und einer aktiven Auseinandersetzung mit den Verschränkungen zwischen Kunst und Leben auffordert. In seinem Kunstschaffen, seinen Texten und seiner aktivistischen Arbeit stellte Medalla Fragen zur Ökologie, kulturellen Identität und Sexualität – in einer Art und Weise, die Schubladendenken oder unveränderliche Bedeutungen hinter sich lässt. Medalla lebte an vielen verschiedenen Orten, unter anderem in London, Paris, Venedig, Berlin, New York und Manila, und die Erfahrungen der Reise, des Orts, des Wandels und der Unbeständigkeit ziehen sich durch seine gesamte Arbeit. Oft waren seine Werke ephemer oder vergänglich, da ihre Materialien sich aus den Umständen oder dem Ort ergaben, an dem er sich jeweils befand: eine Leinwand, eine Serviette, ein Umschlag, ein Notizbuch. Sein Medium reflektiert die durch und durch offene Praxis und Herangehensweise des Künstlers. Seine momenthaften „Impromptu“ – Performances, die sich unmittelbar ereigneten und lediglich in Text und Fotografie festgehalten wurden. Seine performative Präsenz, eine verkörperte Materialität, standen symbolisch für Eigenständigkeit und die Möglichkeit, mit geringen Mitteln Kunst zu schaffen. Medallas Arbeit existiert in mehreren Realitäten, einige von ihnen fiktional, jenseits des herrschenden Paradigmas des Realen – eine Bewegung zwischen dem Materiellen und dem Spirituellen. Wie der Titel andeutet, ist Parables of Friendship eine Ausstellung, die sich sowohl der menschlichen Nähe und einem sozial engagierten Ansatz widmet, vor allem aber auch der Vorstellung von Transzendenz. Diese Proliferation liegt im Kern von Medallas Praxis: einerseits eine Auseinandersetzung mit der Welt – vermittelt über Zusammenarbeit, Netzwerke und eine Politik des Zusammenlebens –, ande- rerseits die Beschäftigung mit Mythologie, Freundschaft, Spiel und deren transformativem Potential. Für Medalla verlangte der „Wunsch und die Suche nach dem Ganzen“ danach, sich mit den Unterschieden zu befassen. Seine Arbeit enthält Reflexionen über die befreienden wie die schmerzhaften Paradoxa, die in der kulturellen Identität beschlossen sind. In Medallas Werk ist Identität ein multitemporaler und multidirektionaler Prozess – ein zutiefst erfahrungsbasiertes und experimentelles Verhältnis zum Sein. Die Art und Weise, wie seine Arbeit Vielfalt untersuchte – mit Neugier, Kritik und Humor –, ist selbst Teil des Geistes und der Herangehensweise, die die Ausstellung abbilden und würdigen will. Kuratiert von Fatima Hellberg und Steven Cairns Ausstellungsdesign und -architektur von Michael Kleine Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie HIER