Fredrik Værslev: TAN LINES
3. Februar – 1. April 2018
Die großformatigen, abstrakten Bilder Fredrik Værslevs stellen sich den gängigen Konventionen, Definitionen und Grenzen der Malerei. Seine mit traditionellen und industriellen Materialien und Techniken entwickelten Kompositionen sind von abstrakter Malerei, Minimalismus und Grafikdesign geprägt. In seiner Ausstellung im Bonner Kunstverein werden zwei neue Werkgruppen zu sehen sein, die Værslevs anhaltende Beschäftigung mit Malerei als Prozess verdeutlichen. Die “Sail Paintings” sind eine Serie verschiedenartig bearbeiteter, zusammengesetzter Leinwandstücke und erinnern vor monochromem Hintergrund an Form und Gestaltung von Segeln. Værslev zerschneidet hierfür sowohl alte als auch neue Malereien und entwickelt aus der Kombination verschiedener Stücke neue Kompositionen. Diese Dekonstruktions- und anschließenden Rekonstruktionsprozesse bewirken eine Fragmentierung sowohl der Erscheinung als auch des Bildinhalts der Malereien. Die Darstellungen auf den Segeln reichen von maritimen Bildwelten bis hin zu Grafikdesign. Für diese Werkserie hat Værslev außerdem einen Wortschatz an Symbolen, Textmotiven und Logos entworfen, den er als “schlechtes Grafikdesign” bezeichnet und der immer wieder auf den Leinwänden verwendet wird. Er umfasst das Geburtsjahr des Künstlers, seine Initialien, seinen Nachnamen, Anker- und Seilmotive, veränderte Teile des Logos der Kunst Halle Sankt Gallen und ein fiktives Logo des Bonner Kunstvereins. Mit Siebdrucktechnik legt der Künstler diese Bilder in verschiedenen Farben und Größen übereinander. Værslev kombiniert sie anschließend mit verschiedenfarbigen Streifen aus einer früheren Werkserie, den “Canopy Paintings” (dt. “Markisen-Malereien”). Die aus diesem Prozess hervorgehenden Arbeiten schwanken zwischen Abstraktion, Repräsentation und Dekoration. Die neun “Garden Paintings” in der Ausstellung gehören zu einer Werkserie, welche der Künstler seit 2012 intensiv weiterentwickelt. Diese Malereien bestehen aus Holzlatten, die an einer metallenen Unterkonstruktion frei schwebend vor der Wand hängen. Diese könnten zwar als eine Serie minimalistischer Malereien oder als skulpturale Geste gelesen werden, doch bezieht sich Værslev hier auf die Materialsprache von Architektur in urbanen und suburbanen Zusammenhängen – ein Thema, das ihn schon seit Langem beschäftigt. Die verwendeten Holzlatten sind Baumarktware und werden in der städtischen Umgebung häufig in DIY Projekten im Außenraum verwendet – für Sonnendecks, Zäune, Lagerboxen etc. Für diese Reihe von “Garden Paintings” wurden die Holzlatten mit zehn Schichten Bootslack versiegelt (und zwischen jeder neuen Lackschicht zunächst abgeschliffen und anschließend poliert). Diese Arbeitsweise ist eine Restaurierungstechnik, die etwa zur Instandhaltung alter Holzboote oder von Museumsbänken gebraucht wird. Sie erzeugt eine stark spiegelnde Oberfläche, die alles vor ihr stehende reflektiert. In der Ausstellung werden sich die “Sail Paintings” darin spiegeln, sodass die beiden Werkgruppen in einen direkten Dialog treten.
TAN LINES ist eine Zusammenarbeit mit der Kunst Halle Sankt Gallen und Fondazione Giuliani in Rom. Im Frühjahr wird außerdem bei Sternberg Press ein ausstellungsbegleitender Katalog erscheinen. Die Ausstellung ist großzügig gefördert von dem Office for Contemporary Art Norway und der Botschaft des Königreichs Norwegen. Die Ausstellung im Bonner Kunstverein ist Værslevs erste große Einzelausstellung in Deutschland und kann mit freundlicher Unterstützung der Königlich Norwegischen Botschaft, Berlin realisiert werden. Fredrik Værslev (geb.1979, Drøbak, lebt und arbeitet in Dikemark and Vestfossen, Norwegen) wurden Einzelausstellungen in den folgenden Institutionen gewidmet: Kunst Halle Sankt Gallen (2017); Kunsthal Aarhus; Le Consortium, Dijon; Bergen Kunsthall (2016); Museo Marino Marini, Firenze; CAC Passerelle, Brest (2015); The Power Station, Dallas (2014). Seine Arbeit ist in einigen bedeutenden Sammlungen vertreten, wie etwa dem Astrup Fearnley Museum, Oslo; Centre Pompidou, Paris; Moderna Museet, Stockholm und Nasjonalmuseet, Oslo.