Annette Kelm, Michaela Meise: Hallo aber
10. Dezember 2011 – 19. Februar 2012
Die Doppelausstellung von Annette Kelm (*1975 in Stuttgart, lebt in Berlin) und Michaela Meise (*1976 in Hanau, lebt in Berlin) basiert auf einem freundschaftlichen sowie künstlerischen Dialog. Obwohl Meise meist bildhauerisch, Kelm dagegen fotografisch arbeitet, teilen sie ihr Interesse an der Befragung des Bildes und dessen Status. Aus dieser Gemeinsamkeit heraus hat sich ihr Projekt für den Bonner Kunstverein entwickelt. Die Ausstellung Hallo aber geht von verschiedenen Bildarten aus, die im Austausch der Künstlerinnen präsent sind. Neben einem Gemälde von Gainsborough stößt man auf Plattencover oder Paisleytücher. Sie wurden möglicherweise auf Postkarten, in Zeitschriften oder Stadtteilbibliotheken gefunden. Aus der Reflexion über den Umgang mit Bildern in der weitläufigen Ausstellungshalle resultierte die Entscheidung, in die Umsetzung ein fremdes Stilmittel einzubringen, welches den Künstlerinnen im öffentlichen Raum der Stadt Bonn aufgefallen war. Sie übergaben dem Bonner Reklamemaler Carsten Carstens eine Auswahl gefundener Bilder, die sie in ihren Ateliers sammelten, bis sie in den künstlerischen Prozess einflossen. In ihrem kollaborativen Arbeitsprozess blenden Kelm und Meise die klassischen Fragen zur individuellen Geste aus: Sie lassen das Bildmaterial großformatig auf die Wände der Ausstellungshalle des Bonner Kunstvereins übertragen. Hierbei verwischen sie, zumindest auf den ersten Blick, die Spuren zu ihren eigenen Arbeiten und behandeln die gesamte Ausstellungshalle als Fläche, die eine flüchtige Konstellation abbildet. Der heterogene Charakter der gefundenen Bilder wird in der handwerklichen Übertragung durch einen Dritten auf eine einheitliche Ebene gebracht. Die Wahl der Reklamemalerei erweist sich als besonders geeignetes Medium, um das ‚Öffentlich-Werden’ eines Kunstwerkes anzudeuten. Sie unterstreicht das Willkürliche und Kurzlebige dieser Bilder, die am Ende der Ausstellung wieder übermalt werden. Diese ephemere Dimension spiegelt zudem verschiedene Eigenschaften eines Dialoges wieder. Ein Gespräch ist etwas Flüchtiges, das sich mit jeder Intervention der Beteiligten entwickelt und verändert. Es wechselt seine Stimmungen und Themen im Laufe der Begegnung und kann zu Aktionen oder Ergebnissen führen, die in dem Dialog nicht zwangsläufig enthalten waren. In einem abgetrennten Raum im Zentrum der Ausstellungsfläche befinden sich neue und ältere Werke der Künstlerinnen, die sich teilweise auf visuelle Elemente der Halle beziehen und den angedeuteten Dialog fortführen. Das Arrangement von Kelms Fotografien sowie Meises Reliefs und Skulpturen erzeugt ein unterschwelliges Echo, das sich zwischen wiederkehrenden Motiven entwickelt und in der Ausstellungshalle fortschwingt. Die jeweiligen Arbeiten werden als mittelbares Ergebnis eines Austausches vorgestellt, der in der Präsentation erfahren werden kann und die Offenheit der dialogischen Form aufnimmt. Da sich die Künstlerinnen auch nach dem Ende des Projekts weiter austauschen werden, lässt sich Hallo aber wie der Schnappschuss eines Gespräches betrachten, in dem die Reichhaltigkeit und Vielschichtigkeit des Bildes zelebriert wird. Mit der Einladung an zwei Künstlerinnen, eine gemeinsame Ausstellung zu entwickeln, positioniert sich der Bonner Kunstverein als offener Raum für die Präsentation eines künstlerischen Austausches. Die dialogische Reihe begann 2005 mit einer Ausstellung von Ján Mancušca und Jonas Dahlberg. Sie wurde 2009 mit einem gemeinsamen Projekt von Christopher Williams und Mathias Poledna fortgeführt. Neben Ihrer Professur an der Universität der Künste Berlin konnte Michaela Meise ihre Arbeiten bereits über mehrere Jahre auf internationaler Ebene präsentieren (u.a. Grazer Kunstverein, Graz; Greene Naftali, New York; Hamburger Bahnhof, Berlin; Kunsthalle Schirn, Frankfurt a.M.). Auch die Werke von Annette Kelm haben in den letzten Jahren eine wachsende Aufmerksamkeit erhalten und waren im Rahmen von Einzelausstellungen international zu sehen (u.a. KW – Institute for Contemporary Art, Berlin; Kunsthalle, Zürich; Witte de With, Rotterdam; CCA Wattis, San Francisco).