Hans-Jörg Mayer
26. Januar – 23. März 2008
Die Gemälde von Hans-Jörg Mayer behandeln klassische Themen der Malerei: Figur, Portrait, Landschaft. Mayers Personal, Männer und Frauen sind gleichermaßen als bedrohlich und als bedroht wahrzunehmen. Die durchscheinende Blässe, die mitunter verstörende Entblößung der Figuren, kontrastiert mit ihren statuarischen Posen und der meist lebensgroßen Präsenz. Der die Figuren umgebende Raum, Stadt oder Landschaft, wirkt oft wie eine Kulisse die den Figuren dient, sie umgibt mit zeichenhaften Requisiten, Türen, Möbeln, Kostümen, Gänsen oder Hasen. Die Gemälde lehnen sich stilistisch an große kunsthistorische Vorbilder wie El Greco, Tiepolo oder Goya an. Maye begreift wie die mit sicherer Hand zitierten alten Vorbilder den Bildraum weniger als Ausschnitt aus der Wirklichkeit denn als Bedeutungsraum, der wie eine Bühne funktioniert. Mayers Auffassung von Malerei ist eingebettet in in eine Tradition hochreflektierter Kunst, die vor allem in den 90er Jahren die weltweit ausstrahlende Kölner Szene bestimmte. Als direkte Nachfolge der damals als unintellektuell und überschätzt angesehenen Kölner “Wilden”, die in den frühen 80er Jahren große Erfolge feierten, setzten Künstler wie Martin Kippenberger, Jutta Koether, Cosima von Bonin, Merlin Carpenter und Hans-Jörg Mayer dem wieder entdeckten Expressionismus eine nachdenkliche und spröde Kunst entgegen. Die ständige Reflexion darüber, was Kunst als soziales und politisches Konzept zu leisten vermag, und die gleichzeitig ausufernde Vernetzung der ästhetischen Ausdrucksmöglichkeiten in Richtung Musik, Journalismus, Soziologie, Theater, Handwerk oder Literatur, waren bezeichnend für diese fruchtbare und noch nicht erschöpfend gewürdigte künstlerische Ära. Hans-Jörg Mayers Werk durchlief seit dieser Kölner Zeit ein Panoptikum malerischer Möglichkeiten, das von expressiven Portraits über kühle, mit Slogans versetzte Abstraktion zu seiner eigenen Definition eines Pop-Realismus führte. Der besonders in jüngster Zeit für die bildenden Künste mitunter als unvereinbar geltende Vermischung von Intellekt und Gefühl, reiner Malerei und gesellschaftlicher Relevanz gilt Mayers Interesse. Diese sieht der Künstler gleichermaßen als Chance und Notwenigkeit für seine kontinuierliche Suche nach einer gültigen Bildsprache. Die breite Verankerung des kunsthistorischen Bezugsrahmens sowie des persönlichen Ausdrucks ist in der für den Bonner Kunstverein konzipierten Ausstellung in einer spannungsvollen und sperrigen Qualität zu erleben und stellt den Betrachter damit vor eine ungewohnt komplexe Aufgabe. Damit verweigert sich Mayer sowohl einer unsinnlichen, verkopften Kunst-als-sozialem-Kommentar als auch der ästhetischen Selbstbefriedigung, wie sie heute viele Werke gerade der Malerei zeigen. Kuratiert von Stephan Strsembski.